Von der Architekurzeitschrift arch+ wurden wir eingeladen die Videoarbeit »How not to be Berlin. Ein Cut-up zu Berlins Stadtmarketing« zu produzieren. Sie wurde in der Ausstellung »1989–2019: Politik des Raums im Neuen Berlin«, 2019 im n.b.k. gezeigt.
»How not to be Berlin. Ein Cut-up zu Berlins Stadtmarketing« Animationsfilm, Farbe, sound 5 min, Loop
Schroeter & Berger, 2019
Sprecher: Johannes Harth
Ton: Malte Audick
Courtesy: Video-Forum n.b.k.
SEHEN SIE DEN FILM ONLINE
Ausstellungstext:
»Das Video von Schroeter & Berger produziert aus existierendem Filmmaterial und Slogans ein Cut-up, das die Sprache der städtischen Marketingkampagne „be Berlin“ in einem fiktiven Imagefilm verdichtet. Woher rührt diese Selbstdarstellung und dieses Bemühen um die Akkumulation kulturellen Kapitals? Nach dem Mauerfall sollte Berlin nach Vorstellung der Politik wieder zu einer Stadt von Weltrang werden. Aufgrund der fehlenden industriellen Basis erfolgte das Comeback über den Umweg der „Kulturalisierung des Urbanen“ (Andreas Reckwitz); Berlin ist mittlerweile zum globalen Kreativ- und Kulturstandort avanciert. Der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit vollzog mit seinem Amtsantritt 2001 die entscheidende Wende und setzte Wirtschaftspolitik mit Kulturpolitik gleich: Die prekäre wirtschaftliche Lage der Stadt wurde mit dem Motto „Arm, aber sexy“, Berlin als Hort der Kunstschaffenden und Kreativen verklärt; urbane (Sub-)Kulturen wurden dabei gezielt als zu vermarktende Ressource vereinnahmt. Der Mythos des kreativen Berlin war von durchschlagendem Erfolg, der jedoch etliche Nebeneffekte zeitigte: Verdrängung und Exklusion, Institutionalisierung und Absterben des Vermarkteten. Während der Fokus in den letzten zehn Jahren auf Kunst und Kultur gelegt wurde, will ein neues Strategiepapier zum Stadtmarketing unter dem Titel „Berlin bleibt anders“ die Stadt zum einen als ökonomisch aufstrebendes „Start-up- Hub“ oder „Stadt-up“ inszenieren, zum anderen die neuen Formen der solidarischen Stadtentwicklung im Sinne einer „Macher-Mentalität“ rhetorisch eingemeinden. Auch wenn das Paradigma der Kreativität sich verändert hat, wird sie nach wie vor funktionalisiert und droht, ihren kritischen Gehalt zu verlieren. Ursprünglich als Mittel zur Überwindung der funktionalistischen Gesellschaftsform gedacht, hat sich Kreativität zu einem strategischen Marketinginstrument entwickelt.«
Ausstellung:
1989–2019: Politik des Raums im Neuen Berlin
12. September – 13. Oktober 2019
n.b.k.
Ein Projekt des n.b.k. in Kooperation mit ARCH+
Künstlerische Leitung: Marius Babias, Anh-Linh Ngo
Kuratorisches Team: Frederick Coulomb, Nora Dünser, Mirko Gatti, Dorothee Hahn, Christian Hiller, Max Kaldenhoff
Mehr Informationen:
ARCH+ 241, 2020
»Berlin Theorie – Politik des Raums im Neuen Berlin«
Die Ausgabe dokumentiert und erweitert die Ausstellung »1989–2019: Politik des Raums im Neuen Berlin«